Zu Beginn des städtischen Nahverkehrs standen nur Sänften, Droschken und Postkutschen einer zahlungskräftigen Kundschaft zur Verfügung. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann das Zeitalter des öffentlichen Personennahverkehrs in den Hauptstädten Europas und damit auch in den Ländern des deutschen Bundes mit dem Pferdeomnibus. Später folgte die Pferdestraßenbahn als erstmals schienengeführtes Fahrzeug zur Personenbeförderung, deren Wiege in Amerika stand.

Die Fahrzeuge hatten offene Führerstände und Wagenkästen aus Holz wie man sie von den Postkutschen und Pferdeomnibussen gewohnt war. Werner von Siemens revolutionierte den Betrieb als 1881 erstmals Straßenbahnen mit elektrischem Motor angetrieben wurden. Viele der ursprünglich für die Pferdebahn gebauten Wagen wurden mit der Einführung der Elektrifizierung zu Motorwagen umgebaut, wobei man auch die ersten Untergestelle entwickelte.

Die Stromabnahme von der Fahrleitung erfolgte in den Anfangsjahren hauptsächlich mit Stangenstromabnehmern, an deren Ende eine Rolle den Strom von der Fahrleitung Richtung Motor übertrug. Kurze Zeit später folgte die Entwicklung der Bügelstromabnehmer, die so genannten Lyrabügel, mit einem Bügel oder zwei Bügeln.

Um längere Fahrzeuge einsetzen zu können, ging man schon 1896 auf die 4achsige Bauweise mit Drehgestellen über. Die Wagen waren dadurch kurvengängiger und konnten kleinere Kurvenradien befahren. Das war besonders für den innerstädtischen Betrieb wichtig. Um den größeren Wagen zu mehr Stabilität zu verhelfen, wurden ab Anfang des 20. Jh. Stahlträger und Stahlbleche für den Bau der Wagenkästen verwendet. Für eine bessere Kurvengängigkeit wurden zusätzlich die Stirnseiten der Wagen verjüngt, um Fahrzeugbegegnungen in engen Straßen zu ermöglichen.

Mit der Verabschiedung des Kleinbahngesetzes 1892 begann die Blütezeit der Straßenbahn. Neben der Elektrifizierung bestehender Pferdebahnen wurden auch eine ganze Reihe neuer Unternehmen gegründet. Dabei wurde vielfach, um niedrige Anlagekosten zu erreichen, an Stelle der Normalspur die Meterspur bevorzugt. Bei Umstellung auf elektrischen Betrieb, vor allem in den Großstädten, musste der ohnehin leichte Oberbau des Pferdebahnbetriebs erneuert werden. Dabei fand die 1879 eingeführte Rillenschiene allgemeine Anwendung.

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