Holzzug-Plandampf
Kurzfristig ergab sich die Möglichkeit, planmässige Holzzüge im Verkehr zwischen Hagen und Hemer mit einer Dampflok zu bespannen. In nur zwei Wochen wurde diese logistische Meisterleistung auf die Beine gestellt.
Federführend bei dieser Aktion waren einige Mitglieder der Straßenbahnfreunde Hemer sowie der Förderverein Schienenbus Menden (als Veranstalter) und die Eisenbahnfreunde Witten (Abwicklung der Anmeldungen seitens der zahlenden Teilnehmer). Ohne das Engagement der Bocholter Eisenbahn, die ihre Zugleistung zur Verfügung stellte und das Ganze wohlwollend begleitete, wäre der „Holzzug-Plandampf Hemer“ niemals möglich gewesen.
Erste Pläne mit authentischen Foto-Dampfsonderzügen auf der dem Ende geweihten Strecke von Hemer nach Menden wurden schnell begraben, da eine passende Zuggarnitur mit authentischer Dampflok nur schwer zu organisieren gewesen wäre. Relativ kurzfristig fand sich dann mit der 52 8134 der Eisenbahnfreunde Betzdorf aus dem Südwestfälischen Eisenbahnmuseum Siegen eine ausreichend starke Zuglok, die auch die planmäßigen Holzzüge auf der steigungsreichen Strecke befördern könnte. Damit war das Projekt „Holzzug-Plandampf Hemer“ geboren. Nach Überprüfung der finanziellen Rahmenbedingungen wurden schnellstmöglich die notwendigen Fahrpläne unter Berücksichtung der Dampftraktion inklusive einer zwischenzeitlichen Drehfahrt nach Hagen bestellt und die Aktion in Eisenbahnfreundeskreisen ausgeschrieben mit dem Ziel, das einige Enthusiasten einen finanziellen Beitrag gegen Überlassung der Fahrplanunterlagen leisten. Die Drehfahrt, also die Fahrt leer rückwärts zurück nach Hagen durch ein Gleisdreieck und abermals rückwärts zurück nach Hemer, sollte es ermöglichen, dass die Lastfahrten nach und von Hemer jeweils Rauchkammer voraus erfolgen.
Am Donnerstag, 22.05.2008, nachmittags wurde dann die 52 8134 von Siegen aus auf die Reise nach Hagen-Vorhalle geschickt. Dort sollte die Dampflok über Nacht hinterstellt werden und mit Wasser versorgt werden. Unterwegs wurde noch kurz in Letmathe Station gemacht, um dort die Wagen für den Holzverkehr umzurangieren. Hier zeigte die Dampflok erstmals, was in ihr steckt. Später am Abend erreichte dann die Organisatoren, die mittlerweile mit der Lokmannschaft den wohlverdienten Feierabend eingeläutet hatten, die Hiobsbotschaft, dass die am folgenden Tag zu transportierende Leerwagengarnitur noch immer nicht im Zellstoffwerk Stendal entladen sei, geschweige denn auf dem rechtzeitigen Weg nach Hagen sei. Eine Ankunftszeit zwischen 10 und 14 Uhr am Freitag wurde in Aussicht gestellt. Das würde jedoch sämtliche Planung für den Freitag über den Haufen werfen. Den zahlenden Fotofreunden wurde diese Verspätung noch spät abends mitgeteilt; glücklicherweise traf man auf Verständnis.
Freitags morgens waren dann die Organisatoren ab 6 Uhr am vereinbarten Treffpunkt anwesend, um die noch spontan anreisenden Fotofreunde mit den neuesten Informationen zu versorgen. Durch Engagement des Lokführers, der die Leerwagen nach Hagen fuhr, erreichte die Garnitur um kurz nach 9 Uhr Hagen. Große Erleichterung machte sich breit, denn so waren die Planungen für den Freitag noch realisierbar. Um kurz vor 11 Uhr machte sich dann 52 8134 mit 23 leeren Holzwagen auf den Weg nach Hemer. Um 12.29 Uhr wurde dann die Felsenmeer-Stadt mit der ersten Hälfte der Holzwagen erreicht. Schnell ging es zurück nach Menden, um dann die restlichen Wagen nach Hemer zu bringen. Aufgrund der bereits fort geschrittenen Zeit wurde noch kurz Wasser gefasst und die Dampflok machte sich auf zur Drehfahrt nach Hagen. Das Rangiergeschäft in Hemer erledigte dann die am Zugschluss von Hagen aus mitgeführte Diesellok 202 271 der Bocholter Eisenbahn.
Bis zum Eintreffen des nächsten Sonderzuges in Hemer war bereits ein Teil der Wagen fertig beladen und stand mit der Diesellok als Zuglok zur Abfahrt nach Menden bereit. Zwischenzeitlich erreichten weitere Hiobsbotschaften die Plandampforganisatoren in Hemer: Die 52’er hatte während der Fahrt nach Hagen zwischen Schwerte und Hagen mehrere Böschungsbrände ausgelöst, was den sämtlichen Zugverkehr in diesem Bereich zum Erliegen gebracht hatte. War das das Ende des Plandampfes? Und weiter: Die Zuggarnitur, mit der die Eisenbahnfreunde Hönnetal am Samstag ihre ausverkaufte Sonderfahrt nach Amsterdam (700 Fahrgäste) durchführen wollten, und die mit einigen Wagen als Sonderfahrt abends nach Hemer kommen sollte, wo die Zuglok 01 1066 mit Wasser und Öl versorgt werden sollte, stand aufgrund der Streckensperrung in Schwerte fest. Käme die Lok nicht innert der nächsten Stunden nach Hemer, wäre die Amsterdam-Fahrt ernsthaft gefährdet.
Kurz darauf kam dann die Meldung, dass die 01 auf dem Weg in Richtung Fröndenberg sei. Das wäre geschafft! Als dann noch die Nachricht eintraf, dass die 52’er einen Fahrplan nach Menden erhalten hätte, hellte sich die Stimmung der Plandampforganisatoren endlich auf! Und: die Dampflok hatte für die Fahrt nach Menden zusätzliche Fracht am Zughaken, nämlich die Leerwagengarnitur, die bis Montagabend in Hemer beladen werden sollten. Damit würden die Fans für die Verspätung am Morgen mit zusätzlichen Fahrten am Samstag entschädigt.
Zwischenzeitlich war die 01 1066 mit drei Reisezugwagen in Hemer eingetroffen, woraufhin sich die 202 mit einem ersten Teil des Holzes nach Menden auf gemacht hatte. Neben den über 200 Fahrgästen, die spontan mit den Eisenbahnfreunden Hönnetal nach Hemer gereist waren, bevölkerten auch zahlreiche schaulustige Hemeraner den Bahnhof. Das mittlerweile eröffnete „provisorische Bahnhofsrestaurant“ der Straßenbahnfreunde Hemer hatte alle Hände voll zu tun. Auch die 01 konnte ihre Vorräte an Öl und Wasser ergänzen.
Leider traf die 52 zu spät in Menden ein - der Sonderzug mit der 01 war bereits wieder auf dem Weg nach Menden - so dass die geplante Lokparade zweier großer Dampflokomotiven im Bahnhof Hemer nicht statt finden konnte. Mit Eintreffen der 52 und der 202 um 21.15 neigte sich dann ein in jeglicher Hinsicht aufregender Tag seinem Ende zu. Das Übernachtungsquartier für die Lokpersonale, ein Schienenbusbeiwagen (VB), welcher ebenfalls bereits am morgen von Hagen mit überführt worden war, wurde neben der Dampflok abgestellt und selbige - zwischenzeitlich mit schlesischer Kohle und heimischem Wasser versorgt - für die Nachtruhe vorbereitet. Mit einem Mitternachtspfiff wurde abschließend der neue Tag eingeläutet.
Der Samstag begann dann mit einem zünftigen Frühstück auf dem Bahnsteig, eingerahmt zwischen der Diesellok 202 und der Dampflok 52 8134, welches das Jugend- und Freizeitheim Zinzendorfhaus organisiert hatte. Gegen 11 Uhr begann dann der Eisenbahnalltag mit dem Rangieren der Zuggarnituren. Mittlerweile waren auch das Lokalradio sowie der WDR mit seiner Lokalzeit auf das Ereignis aufmerksam geworden und hatten Reporter nach Hemer geschickt. Um 11.45 Uhr wurde dann der nächste beladene Teil des Holzzuges mit Dampf nach Menden gefahren. Auf dem Rückweg wurde ein Teil der am Vorabend von Hagen mitgebrachten leeren Holzwagen nach Hemer gefahren.
Dieses wiederholte sich mit den jeweils restlichen Wagen ab 13.15 Uhr nochmals. Wieder zurück in Hemer bekam dann die 52 noch einen Nachschlag Kohlen, der bis zum Eintreffen in Siegen spät abends reichen musste, sowie natürlich Wasser.
Um 15.45 Uhr verlies dann ein äußerst interessanter Lokzug - 52 8134, 202 271 und VB - Hemer. In Menden wurden die drei Teile des beladenen Holzzuges mit Dampfkraft vereinigt und die Diesellok und der VB am Zugschluss eingereiht. Um 16.55 Uhr machte sich dann 52 8134 mit 1.600 t Last am Haken auf den Weg nach Hagen, ein absolut gigantisches Spektakel. Nach einem kurzen Halt in Fröndenberg, wo die Für grössere Version - Bitte hier klicken Für grössere Version - Bitte hier klicken Für grössere Version - Bitte hier klicken Sonderzuggarnitur der Hammer Eisenbahnfreunde, die Sonntags zwischen Menden und Hemer Pendelfahrten durchführen sollte, bereits wartete, ging es in flotter Fahrt (ca.60 Km/h) über die Obere Ruhrtalbahn weiter nach Schwerte, wo auf die Güterzuggleise gewechselt wurde. Diese Verbindungskurve hat es in sich: enge Radien und starke eine Steigung. Aber auch das meisterte die 52 8134. Auf dem weiteren Weg hatte das Lokpersonal dann mit kleinen technischen Problemen zu kämpfen, aber auch das wurde gelöst. Nach Ankunft in Hagen Güterbahnhof wurde die Dampflok abgehängt und nochmals nach Vorhalle zum Wasserfassen gefahren.
Mit einer problemlosen Heimfahrt nach Siegen mit 52 8134 endet der erste und letzte Holzzug-Plandampf Hemer.