Hätte ich Klaus Kampelmann früher als 1996 anlässlich der „2. Hemeraner Tage der Eisenbahn“ kennengelernt, wäre mir viel Zeit für Recherchen erspart geblieben.
Doch von Beginn: Anfang der 1990er Jahre reifte bei mir der Gedanke, die „Dicke Berta“ nachzubauen. Damals waren Maßstab und Material noch nicht klar. Als ich dann 1994 bei einem Ausflug zur Eder vom Gartenbahn-Fieber gepackt wurde, war entschieden, dass die „Dicke Berta“ im Maßstab 1:22,5 entstehen sollte. Von meinem Onkel hatte ich schon vorher einige Fotos der AEG-Lok im Einsatz auf Altenaer Schienen erhalten. Langsam wuchsen Skizzen und Zeichnungen. Aber genau wie bei Klaus Kampelmann verlief die Suche nach Original-Bauplänen im Sande. Durch Zufall fand ich dann in einem technischen Werk aus dem Jahre 1912 eine Zeichnung mit Maßangaben einer ähnlichen Ellok. Mein Vorbild war die Lok 4, die 1922 von AEG geliefert und bis zur Betriebseinstellung im Einsatz war. Sie wurde 1965 verschrottet.
1996 lernte ich Klaus Kampelmann kennen. Natürlich war sofort ein Austausch von Informationen über die Lok beschlossene Sache. Noch nie hatte ich ein Modell aus Messing gebaut. Aber der Reiz, etwas Neues auszuprobieren, war da. Als Maschinen- und Werkzeugpark standen mir eine Mini-Drehbank, Laubsäge, Lötkolben, Schraubstock, Mini-Bohrmaschine und diverse Zangen und Bohrer zur Verfügung. Die Stückliste der Lok umfasste mehr als 780 Einzelteile: Türklinke, Haltestangen, Knotenbleche, alles wurde selbst gefertigt. Die Niete 01 x 10 stellte mir freundlicherweise ein Altenaer Unternehmen zur Verfügung. Der Aufbau der Lokomotive besteht aus Messing-Blech, 0,5 bis 2 mm dick, Messing-Profilen; vernietet und teilweise verlötet. Für die Beleuchtung verwendete ich vier Suchscheinwerfer aus dem Schiffsmodellbau. Der Stromabnehmer ist funktionsfähig, es ist aber auch eine Stromaufnahme über die Schienen möglich. Zuerst sollte das Fahrgestell eines Herstellers aus dessen Serienproduktion eingesetzt werden. Aber auf Drängen meiner Frau baute ich Fahrwerksrahmen, Federpakete, Gleitlager und Sandkästen auch aus Messing. Die Faszination der goldschimmernden Messinglok hat mich bewogen, diese nicht zu lackieren. Vielleicht wird irgendwann einmal noch eine zweite „Dicke Berta“ entstehen, die dann in Originalfarben leuchtet.
Selten aber befuhr die Lok Nr. 4 alleine die Schmalspurstrecke zwischen Altena und Evingsen. So lag nahe, dass auch ein oder mehrere Rollwagen her mussten. Von den Eisenbahnfreunden der Märkischen Museumseisenbahn Plettenberg-Hüinghausen bekam ich Pläne von Rollwagen der Firma Both & Tilmann aus dem Jahre 1924, wie sie auch auf den Schienen der Iserlohner Kreisbahn eingesetzt wurden.
Nach der Beschaffung von Doppel-T-Profilen in diversen Abmessungen ging es ans Werk. Den Ehrgeiz, eine funktionierende Spindelbremse im kleinen Maßstab anzufertigen, gab ich auf, sie wurde nur angedeutet. Auch das Fahrgestell wurde sehr vereinfacht nachgebaut. Mir kam es aber in erster Linie darauf an, dass die „Dicke Berta“ oder auch der „Niederhemerwagen“ einen Rollwagen bekommen, um den Rollwagenbetrieb beim großen Vorbild nachstellen zu können.